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Mittwoch, 2. August 2017

Behördenärger Part II


Ich schrieb also gestern vom Marathon, den wir seit nunmehr 16 Monaten laufen.... Behördenmarathon... Sodann ich just heute morgen ein Schreiben aus dem Briefkasten fischte. Juhuuu, eine Regung des Amtes, kaum zu glauben! Allerdings rechne ich niemals mit einem Bescheid, sondern mit einer Forderung nach neuen Unterlagen, teils abenteuerlicher Natur.
Und prompt ist es auch so.
Ich zitiere sinngemäß:

"Sie haben uns Nachweise zugesandt.......um über Ihren Antrag entscheiden zu können, fehlen noch die folgenden Unterlagen...."

Zitat ende.

Klingt zunächst nach einer vollkommen normalen Angelegenheit. Fehlt eben was und muss nachgeschickt werden.
Ja nur ist das hier nicht ganz so einfach, denn:

1. Der bezeichnete Antrag wurde im April bzw. Anfang Mai 17 gestellt.
2. zur Antragstellung wurden die Unterlagen bis einschließlich 30. April übersandt. So auch Lohnabrechnungen bis April - abgerechnet wird mitte des Folgemonats. Also IM Mai für bis 30.4.

Schon Ende Mai forderten die Damen und Herren aktuelle Rentenbescheide (seit den Bescheiden Juli 16 gab es noch gar keine neuen. Ich teilte selbstverständlich bereits mit dem Antrag mit, dass wir aus 3 Gründen die Rente neu beantragen mussten.

1. Kind beendet die Ausbildung
2. Kind ist bereits über 18 und hat die Schule beendet, strebt Ausbildung an
3. Kind wird 18

(siehe auch meinen Post von gestern)

Nun wurde nach dem Antrag bei der Familienkasse und einige Zeit nach meinen Informationen zunächst mal Kinderzuschlag für Mai entschieden. Für April forderte man gleich mal was zurück, vorerst. Dies revidierte man später selbstverständlich.
Mit dem Bescheid für Mai sogleich die Aufforderung, Lohnabrechnung für Mai beizufügen und den aktuellen Rentenbescheid von Kind Ü18 mit Ausbildung in Aussicht.
Ich wies erneut darauf hin, dass mir kein Rentenbescheid vorlag, den Lohnzettel für Mai reichte ich ein, als ich ihn hatte (Mitte Juni!). Wieder gab es eine Bewilligung für Juni (wir schrieben inzwischen Ende Juni) mit der gleichzeitigen Aufforderung, fehlende Unterlagen einzureichen. In diesem Monat dann was? RICHTIG! Den Lohnzettel für Juni, welcher aber erst Mitte Juli vorliegen würde und natürlich den RENTENBESCHEID!
Und von vorn.... Mitteilung, dass der Lohnzettel eigentlich frühestens am 24.7. zur Verfügung steht, denn: die Abrechnung erfolgt ca. um den 5. eines Monats, Auszahlung dann aber erst 15. Mein Liebster hat sich jedoch erdreistet, seinen Jahresurlaub in 3 Wochen am Stück zu nehmen und das ausgerechnet 2., 3. und 4. Ferienwoche. In der 2. Ferienwoche gabs noch keine Lohnzettel, in der 3. Ferienwoche besuchten wir Familie in einem anderen Teil Deutschlands. Um die Frist zu wahren, fuhr mein Mann in seinem Urlaub wegen des dämlichen Zettels in die Firma.....
Er landete bereits vor dem 20. bei der Behörde, vom Rentenbescheid war weit und breit keine Spur.
"Witzig" am ganzen nun auch, dass die Rentenbescheide für das volljährig WERDENDE Kind und das ausgelernte Kind eingingen, wie auch die Rentenanpassungen ab 1.7.
Nun bekam die Familienkasse also Mitte Juli nicht nur die Lohnabrechnung für Juni, sondern auch die vorhandenen Rentenbescheide. Nach Übersendung passierte bis heute was? Richtig, NICHTS!

Heute schreiben wir also erst den 02.08. ... es sind ja nur 14 Tage vergangen, was reg ich mich nur so auf?
Es sind eben nicht erst 14 Tage vergangen, sondern es geht immer noch um den einen Antrag aus April bzw. Anfang Mai. Man bekommt das Gefühl, es wird absichtlich immer weiter hinaus gezögert. Ich erkenne nach wie vor weder eine Rechtsgrundlage, noch einen nachvollziebaren Grund, weshalb nicht zumindest April bis Juli zusammenhängend geprüft werden kan.n. Das Einkommen aus Juli ist dafür gar nicht relevant und wer meinen gestrigen Post gelesen hat: liebend gernbevorzugt die Kasse das Zuflussprinzip, was nur angewendet werden darf, wenn es um einmalige Einkünfte geht. Eine Nachzahlung, die aus Ansprüchen mehrerer Zeiträume entstanden ist, muss auf einen angemessenen Zeitraum verteilt werden. Als Beispiel nehme ich mal die Rente:

Für ein Kind bekam ich im Juli keine Halbwaisenrente (Bescheid steht ja aus) und auch im August kommt nichts.Die Familienkasse sollte in diesem Fall den Bedarf so errechnen, als bekäme ich sie, entscheidet vorläufig und zahlt den Kinderzuschlag für Juli und August.
Im August bekomme ich nun den Bescheid und kurz darauf die Nachzahlung der beiden fehlenden Renten. Es wäre aber zu unserem Nachteil, wenn man nun den August als "Bedarf gedeckt" errechnet und im September ergibt sich wieder ein hoher Bedarf.  Eben WEIL weiterhin Bedarf zu vermuten ist, sollten Nachzahlungen rückwirkend auf die betreffenden Monate verrechnet werden. Die Rente, so sie ende August für Juli UND August gezahlt wurde, ist dann auch in diese Monate zu rechnen.
Anders ist es bei Dingen,wie Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, Schichtzulagen - die müssen in den Monat gerechnet werden, in welchem sie ausgezahlt wurden.

Aber darum geht es ja noch nicht.
Fakt ist: Für Juli sind keine zusätzlichen Unterlagen vonnöten.
Das Gehalt aus Juli fließt im August und NICHT im Juli. Den unbestrittenen Rentenanspruch kann man fiktiv berücksichtigen, das ging letztes Jahr doch auch.
Die angeforderten Unterlagen sind erst für August relevant, die Behörde soll diese auch bekommen.
Nur weiß ich so langsam auch nicht mehr, wo wir unsere Gürtel noch enger schnüren sollen!
Schon merkwürdig, wenn irgendeine Behörde nur riecht, sie könnten Geld kassieren, dann brauchen die nur wenige Tage zum Ausrechnen, Schreiben und Versenden eines (Rück-)Forderungsbescheides mit Zahlungsfrist noch vor Ablauf der Frist zur Einlegung zulässiger Rechtsmittel.
Anders herum können schon mal Wochen oder Monate vergehen.




Dienstag, 1. August 2017

In einem Sozialstaat geschieht sowas doch nicht....


Nein? Einzelfall? Leider nicht.
Ich schreibe mir in diesem Post ein wenig Wut von der Seele, muss aber ein wenig ausholen.

Ich war schon einmal verheiratet. Aus der Ehe stammen Kinder, nach der Trennung zahlte mein geschiedener Mann zunächst keinen Unterhalt und auch sonst hielt sich sein aufrichtiges Interesse stark in Grenzen.
2007 wurde dann aufgrund seines Einkommens der Unterhalt vom Gericht festgesetzt, keine Chance mehr, sich rauszureden.
Meinem geschiedenen Mann blieb nichts weiter übrig, als vorerst zu zahlen. Umgang und Interesse war weiterhin Mangelware.
Seine Motivation, die Zahlungen zu leisten war ein Strafverfahren, was ruhend gestellt wurde, wenn er zahlt und nach 2 vollen Jahren würde es dann eingestellt.
2009 waren diese 2 Jahre vorbei, und er kündigte ohne mit der Wimper zu zucken an, nicht weiter zu zahlen und arbeitslos zu werden.
Es folgte, was folgen musste - er zahlte nicht und wir rutschten in den Kinderzuschlag.
Dieser wird von der Familienkasse gezahlt um aufstockendes ALG2 zu vermeiden. Bedingung ist, dass Einkommen aus nichtselbständiger oder selbstständiger Arbeit da ist.
Das ganze lief dann verhältnismässig reibungslos, bis zu dem Zeitpunkt im Jahr 2016, andem wir zufällig vom Tod meines geschiedenen Mannes erfuhren.
Weshalb zufällig? Weil man uns verheimlichen wollte, dass er gestorben war und offenbar der festen Überzeugung, wir würden es nicht merken.
Wenn man aber so naiv ist und über die Kinder empfindliche persönliche Daten erfragt, muss man damit rechnen, dass betreffende Personen das hinterfragen. Antwort war stets: "Das erfahrt ihr irgendwann noch!"
Ich wurde doch durch verschiedene Begebenheiten stutzig und beantragte beim Standesamt seines Wohnortes eine Personenstandsauskunft.
Die Antwort schlug ein, wie eine Bombe. Mein geschiedener Mann war verstorben und die Witwe gab an, von uns weder Namen,noch Geburtsdaten oder Wohnort zu kennen.
Das war schlicht gelogen!
Nun folgte ein Marathon an Behörden.... Das Standesamt war da noch das einfachste, denn ich bekam als geschiedene Frau und Mutter zweier, damals noch minderjähriger Kinder selbstverständlich die Sterbeurkunde.
Nun musste ich die Anträge für Halbwaisenrente ordern und bei der Familienkasse die Änderungen mitteilen. Das Schauspiel begann...

Die Rentenkasse benötigte geschlagende 3 Monate, um über die Ansprüche auf Halbwaisenrente zu entscheiden und forderte in dieser Zeit KEINERLEI Unterlagen nach.
Die Familienkasse konnte und WOLLTE keine Bescheide über den Kinderzuschlag erlassen, da keine Rentenbescheide vorlagen.
Wir sprechen hier auch nicht von Peanuts, sondern von knapp 1000 Euro, die nun fehlten.
Antrag auf Vorschuss wurde zähneknirschend und nach mehrfacher Aufforderung monatlich neu bewilligt.
Als Ende Juli dann endlich die Bescheide kamen, wollte die Familienkasse natürlich einiges zurück haben, bitte schön in einem Betrag! Warum? Wir hätten im Juli keinen Anspruch, weil die Rentennachzahlung in dem Monat erfolgte. Soweit ok, das ist ggf. noch nachvollziehbar.
Aber es kommt noch besser....
Tochter (21) zog zu ihrem Freund und war damit nicht mehr Mitglied der Bedarfsgemeinschaft. War sie ohnehin seit einem Jahr nicht mehr, da sie durch ihren Ausbildungsplatz über eigenes Einkommen verfügte. Das wiederum wurde teilweise als unser Einkommen gezählt. Mit dem neuen Schuljahr ging ein weiteres Kind in die Ausbildung, hatte netto etwa 1in knappes drittel von dem, was die große verdiente. Nun, anderer Beruf, anderes Einkommen.
Erneut ein Bescheid nach Änderungsmitteilung. Wir hätten nun in den Monaten September und November ebenfalls keinen Anspruch auf Kinderzuschlag mehr.
Sehr wohl aber in den Monaten August, Oktober und Dezember.... Ähm....wie geht das?
Mit fiktiven Zahlen mal eine einfache Rechnung (die natürlich so NICHT real ist)

Angenommen der Bedarf läge bei 3000 Euro für 6 Familienmitglieder und das Einkommen läge nach Abzug von Freibeträgen usw. bei  2400 Euro .... wären 600 Euro restbedarf.  1 Person zählt zum Haushalt, aber nicht zur Bedarfsgemeinschaft.
Im Bedarf sind wohnkosten von 100 Euro pro Person enthalten. Also 600 Euro (100 werden nicht genannt, weil eigenes einkommen und nicht mehr in der Bedarfsgemeinschaft)

Ein Kind zieht aus. und nimmt sein Einkommen mit.

Nun ist der Bedarf immernoch bei knapp 3000 euro, darin enthalten sind nun aber pro Person 117 Euro wohnkosten, denn die bleiben ja gleich. Kind zählt wieder nicht zur Bedarfsgemeinschaft. Seine Wohnkosten sind nicht enthalten.
Das restliche Einkommen ist gleich geblieben, die Wohnkosten anteilig höher, weshalb auch der bedarf sich nur geringfügig ändert.  um 300 Euro etwa... nämlich um das Kind,was nun mit der Ausbildung begann. Bedarf also 2700 Euro, EK bei 2400...
Woher zum Geier kommt die Auffassung, dass hier kein Bedarf mehr besteht?
OK, die Monate "ohne Geld" sind zunächst vorbei, es bleibt ja nichts anderes übrig. Der Widerspruch wurde als unbegründet zurückgewiesen, ich habe Klage eingereicht. Aus den Stellungnahmen geht selbstredend immer noch nicht hervor, woher die Zahlen stammen. Ich habe mir auch die Mühe gemacht, deren zahlen durch höhere zu ersetzen und neu auszurechnen. Ich komme nicht auf die Summen der Familienkasse.
Der Knaller des ganzen ist ja noch, dass man 1. die Kitagebühren für die damals noch 5, jetzt 6 jährige nicht anerkennen will und selbiges für das Schulgeld der privaten Berufsschule unseres Azubis gilt. Die Begründung ist der Hohn:
Weil ich nicht erwerbstätig bin, ist eine Betreuung in der Kita nicht notwendig!
Ich bin gespannt auf die Erklärung, weshalb ALG2-Empfängern die Plätze voll bezahlt werden, auch wenn keiner von beiden arbeitet? Es geht nicht einmal um Kostenübernahme, sondern um Berücksichtigung bei der Bereinigung des Einkommens! Die Damen scheinen zu vergessen, dass ich sogar einen Rechtsanspruch auf diesen Platz habe, sobald Kind 3 ist, ich das Kind aber lediglich das Jahr vor der Schule zur Vorbereitung in den Kindergarten gab!
Die Kosten für die private Berufschule werden nicht anerkannt, weil (O-Ton): "es genügend staatliche Berufsschulen gibt und der Unterricht in einer Privatschule nicht notwendig" .
Ich glaube, ich sitze im falschen Film! Ich habe um Auskunft gebeten, welche Berufsschulen denn nach deren Meinung geeignet sind. Es gibt nämlich in Sachsen ganze ZWEI Berufsschulen, welche den Beruf "Sport- und Fitnesskaufmann" unterrichten. Eine Schule davon ist tatsächlich staatlich, jedoch von zu Hause mit einem täglichen Weg mit 2 Stunden und 45 Minuten verbunden - während man entweder 2 Stunden zu früh oder eine Stunde nach Unterrichtsbeginn dort ankommt. Es müsste also eine Unterkunft finanziert werden, welche dann nach jeweils 14 Tage arbeiten für eine Woche genutzt werden muss. Selten sind es 2 Wochen Schulunterricht.
Wer bezahlt das?
Die erreichbare Schule befindet sich hingegen in Dresden, leicht erreichbar (von zu hause in 45 Minuten) Diese ist nunmal privat und ich habe Schulgeld von 60 Euro pro Monat zu zahlen.
Was glauben die Damen der Familienkasse eigentlich?

Der Spass geht aber weiter.... seit mittlerweile 4 Monaten warten wir wieder auf Bescheide. Sohn ist im April ausgezogen.
In selbigem Monat wurden dann noch Gelder zurück gefordert, weil Einkommen angerechnet wurde, was gar nicht exestierte.
Aktuell wird nichts bearbeitet, weil wiedermal die Rentenkasse seit nunmehr 3 Monaten genau NICHTS tut. Einer unserer Söhne befand sich volljährig im Übergang zwischen Schule und Ausbildung. Für den gabs nun wieder keine Rente, zusätzlich kein Kindergeld..... Und das obwohl nachweisbar jeweils zeitnah ab Empfang, alle Unterlagen vollständig waren. Heißt: Schuljahr Ende 23.06.17 - , es wurde angegeben, dass er eine Ausbildung bei Fa. xyz anstrebt, aber es noch nichts schriftliches gibt. Anfang Juli gabs schriftlich eine Zusage zur Ausbildung, die ich umgehend einreichte, gefolgt vom Vertrag, den es Mitte Juli gab.
Eine frühere Eingabe war gar nicht möglich, obwohl das gern von Behörden vorausgesetzt wird.
Mein Eindruck: Bewußt Fristen  so setzen, dass diese nicht einzuhalten sind....
So wurde schon Lohnabrechnung von Monat Juni 17 z.b. bis spätestens 30.06.17 gefordert. Das funktioniert nicht, wenn man das Gehalt gar nicht zum Monatsende bekommt! Und selbst wenn, so bekommt man die Abrechnung auch erst gg. 29./30. ... 

Es macht mich unglaublich wütend, mit welcher Unzumutbarkeit Hilfesuchende konfrontiert werden! Inzwischen weiss ich, dass es hier nicht nur ein Einzelfall ist. So wird in unserem Sozialstaat mit Menschen umgegangen, die Hilfe brauchen.
Überall, bundesweit! Es wird willentlich in Kauf genommen, dasss Mietschulden entstehen, oder der Strom abgestellt wird, weil man ohne Geld nicht zahlen kann.
Wir haben es glücklicher Weise nie erleben müssen, mein Mann verdient gutes Geld und bis vor etwa 2 Jahrzehnten konnte man von einem solchen Verdienst richtig gut leben! Heute ist dieses Geld nichts mehr wert!
Wir haben uns mal die Mühe gemacht zu errechnen, wieviel wir mehr hätten, würde ich arbeiten gehen, wie ich es eigentlich wollte, nachdem mein geschiedener Mann nicht mehr für seine Kinder aufkam.
NICHTS!!! Im Gegenteil! Was ich halbtags verdiene geht vollständig für die Betreuung drauf. Was ich ganztags verdiene ganz genauso. Betreuungskosten würden wir nicht erstattet bekommen, WEIL ich verdiene. Dabei habe ich noch keine Fahrkosten etc. berücksichtigt.
DA stimmt doch was ganz gewaltig NICHT, oder??? Leider ist es aber so!

Traurige Wahrheit...

Wir schreiben inzwischen das Jahr 2017....


Ich werde die vergangenen 3 Jahre zusammenfassen, denn ich möchte in einem weiteren Post einige Wut ablassen.
Aber zuvor die 3 Jahre...
das zweite Kind feierte seinen sehr guten Schulabschluss 2014 und begann die Ausbildung, die 2017 mit gut bestanden endete und einen unbefristeten Vertrag zur Folge hat.
Ein weiteres Kind beendete die Schule 2016 und begann eine Ausbildung.
In diesem Jahr  geht der 4. in die Runde der Azubis und wir feiern eine Einschulung....

Unser Minizoo verkleinerte sich naturgegeben. Im Alter von über 10 Jahren verstarb mein Wellensittich-Hahn Cookie im Jahr 2014. Wellensittische werden im Durchschnitt 6-8 Jahre alt.
Seine Henne starb kurz darauf, vermutlich vor Trauer. Es war aber auch nicht einfach, einen Hahn zu bekommen. Die Vögel im Zoofachgeschäft fand ich nicht so gut.

Auch starb 2015 unser Königspython. Eine Ursache fanden wir nicht, allerdings war er seit 13 Jahren bei uns und das genaue Alter nicht bekannt. Beim Kauf hieß es ca. 2 bis 3 Jahre, wobei er nie diesbezüglich untersucht wurde. Bei Schlangen erfolgt das über die Sondierung der Geschlechtsmerkmale.
Dass er einige Monate nichts fraß, war nicht weiter besorgniserregend, das ist bei Riesenschlangen normal.

Am 30.09.2016 mussten wir einen sehr sehr schweren Weg gehen und unsere Hündin Shakira über die Regenbogenbrücke schicken. Ihr dürft mir glauben, diese Entscheidung ist eine der schlimmsten, die man fällen muss.
Angefangen hatte alles im April 2012, als unsere Hündin sich vergiftete. Die Kinder hatten, wie immer, ihre Osternester auf dem Esstisch stehen lassen, Kira war ja bisher nie ran gegangen. Fataler Fehler!!! Sie hat sich an der Schoki erfreut, dass Schokolade für Hunde giftig ist, weiß Frau Hund ja nicht. Erbrechen und Durchfall waren noch die harmlosesten Symptome, die uns zu einer Tierärztin aufbrechen ließen. Diese Tierärztin hat unseren Hund aber nicht untersucht, überhaupt hatten wir den Eindruck, sie hat Angst vor Hunden. Kira bekam eine Aufbauspritze und Antibiotika. Ich muss nicht erwähnen, dass es nach einer Vergiftung ein sinnloses Unterfangen darstellt, dem Tier Antibiotika zu verabreichen? Vielmehr kam die Tierärztin nichtmal auf den Gedanken, dass es eine Vergiftung sein könnte.
Furchtbare Tage vergingen, unserer Hündin ging es richtig schlecht. Wir suchten einen weiteren Tierarzt auf, nachdem genau dieser Tierärztin nichts weiter einfiel, als Diätkost und Antibiose.... Hunderte von Euro für NICHTS!
Der neue Tierarzt wurde unser Engel. Er registrierte sofort, dass Kira sich vergiftet hatte, konnte aber nicht viel tun, es hätte viel eher Gegenmaßnahmen ergriffen werden müssen. Er untersuchte sie sehr gründlich, unter Sedierung, aus welcher sie von selbst nicht wirklich aufwachen konnte.
Kira hatte neben ihrer Vergiftung, die Herz und Nieren angegriffen hatte, einen Gesäugetumor, der sich als gutartig erwies.

Wir bekamen Kira wieder fit, soweit das nach einer Vergiftung möglich ist... Fortan begleiteten uns aber kurze Phasen, in denen sie sich in der Wohnung verlor, obwohl sie niemals vorher in die Wohnung machte.
Anfang 2016 hatte sie wieder mal einen "Hänger". Sie lag nur da, konnte sich kaum aufraffen, fraß nicht, trank kaum. Wir waren uns in diesem Moment klar, dass sie schwer krank ist und uns wohl bald verlassen musste. Uns blieb gar keine andere Wahl, als uns damit zu befassen, dass wir sie gehen lassen müssen - schon bald, wenn sie nicht von selbst den Weg gehen würde.
Kira tat uns den Gefallen nicht, uns diese Entscheidung abzunehmen, sie berappelte sich ein letztes Mal, hatte Phasen, in denen man nicht annähernd auf die Idee käme, dass sie eigentlich alt und krank ist. Wohl bemerkten wir, dass sie immer schlechter hörte und sah. Ihre Augen verloren sämtliche Farbe, wurden grau. Es wurde schwierig sie zu rufen.
Im Sommer war es dann soweit, dass wir mit dem Tierarzt sprachen, und uns über die Möglichkeiten ihrer Bestattung informierten. Im September stand dann noch ein großes Fest in der Familie an, meine Mama feierte ihren 60. Geburtstag und Kira sollte uns ein letztes Mal begleiten dürfen. So hatten alle Familienmitglieder die Möglichkeit Abschied zu nehmen. Unser Engel, der Tierarzt kam zu uns nach Hause um unserer alten Dame die fremde Umgebung der Praxis und die Autofahrt zu ersparen. Wir hatten in den vergangenen 4 Jahren gelernt, worauf wir achten mussten, damit es ihr gut geht.
Der Tierarzt brachte mir ein Schmerzmittel und einen Urintest vorbei, auf weitere, stressende Untersuchungen verzichtete er. Auch so war deutlich, dass es Kira nicht mehr gut genug ging, die Schmerzmittel waren für das bevorstehende Wochendende, um ihr dieses zu ermöglichen.
Der Urintest zeigte sofort deutlich, wie schlecht es wirklich stand. Nierenversagen und Diabetes. Nein, das war kein Leben mehr! Uns wurde einmal mehr bewußt, dass wir nichts tun konnten, denn Dialyse und Insulin (bei Hunden nur mit vorheriger Kastration möglich, die wir ihr in anbetracht des schwachen Herzens nicht mehr zumuten wollten) und damit lediglich ein paar Wochen mehr....? Nein. Nein und nochmals NEIN. Irgendwann und irgendwo ist es genug. Unser Engel gab mir seine Handynummer und das Versprechen zu jeder Zeit bereit zu sein.

Meine Mama wußte, welchen Weg wir nach dem Geburtstag gehen würden, aber meiner Schwester sagten wir bewußt nichts. Sie würde sonst das gesamte Wochenende damit beschäftigt und übellaunig daher kommen, der Geburtstag wäre versaut. Dazu unten noch etwas... Das durften wir nicht zulassen, denn es war Mamas Geburtstag.
Kira war ein letztes Mal dabei, in der Woche drauf telefonierten wir mit dem Tierarzt und setzten den Termin. Wir hatten erfahren, dass wir Kira in unserem Garten unter Auflagen bestatten durften und so machten wir uns gleich an die Arbeit. 

Der Tag, Freitag, der 30.09.16 hat sich eingebrannt. Der Tierarzt kam zu uns, Kira wurde sediert. Diese Spritze sollte erst nach ca. 10 Minuten ihre Wirkung zeigen, es dauerte nicht einmal 2 Minuten, bis Kira "schlief". Da sie mir in die Küche gefolgt war, um noch ein Stück Salami abzustauben, legte sie sich dort auf den Boden - ohne die Salami gefressen zu haben.
Meine Tochter machte Pfotenabdrücke, mein großer trug sie zu ihrer Decke im Wohnzimmer. Außer mir (ich konnte noch nicht) liefen allen die Tränen. Wir begriffen, so glaube ich, wie nah sie auch ohne Spritze ihrem Lebensende war, denn so schnell hätte diese sonst nicht gewirkt. Selbst unser Engel war ergriffen, hatte das in über 40 Jahren Beruf selten erlebt.
Er setzte den Zugang in die Vene und spritzte die Überdosis Narkosemittel. Ich empfand es als äußerst grauenhaft, dass er ein zweites Mal ansetzen musste. Er erklärte mir später, dass Kiras Venen eingefallen waren. Ein Zeichen, dass es tatsächlich überfällig war, Kira ohne Hilfe wohl ein langes Sterben bevorstehen würde - ein qualvolles.
"Ihr Herz lebt nicht mehr...." Ein Satz, der mir heute noch in den Ohren klingt. Ein Satz voller Mitgefühl und gleichzeitig grausam schmerzend. "Ihr Herz lebt nicht mehr..." Er hämmerte in meinem Kopf,während ich noch immer nicht in der Lage war, die Tränen laufen zu lassen. "Ihr Herz lebt nicht mehr...." so endgültig....
Unser Engel verabschiedete sich mit den Worten: "auch nach 40 Jahren ist das für mich das schlimmste, was ich tun muss!"Ich rutschte an der Haustür nach unten, sackte zusammen und da liefen sie endlich. Die erlösenden Tränen, schmerzhaft, brennend... aber sie liefen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nur funktioniert.
Wir alle weinten diese Tränen... Jetzt war es meine große, die funktionierte, während ich noch völlig fassungslos war. Sie kümmerte sich um ihre kleinen Geschwister.

Kira wurde noch am selben Abend in unserem Garten bestattet und bekam im Frühjahr eine Rose auf ihr Grab gepflanzt.

10 1/2 Jahre hat uns diese treue Seele einer Hündin begleitet, sie sollte ins Tierheim, als sie 4 1/2 Jahre alt war.
Sie wurde fast 15 Jahre alt, hat eine Vergiftung überlebt, wurde blind und taub und blieb stets treu an unserer Seite.
Vergessen werden wir unsere Kira nie!

Eins der letzten Bilder von ihr. Eine Woche vor ihrer Reise


Wie oben angekündigt noch etwas zu meiner Schwester:

Sie ist ein besonderer Mensch, wurde mit einer "frühkindlichen Hirnschädigung" geboren. Sie kann aber lesen, schreiben und rechnen, besuchte eine Förderschule (zu DDR Zeiten Hilfsschule mit 8 Schuljahren) 5 Jahre lang und arbeitet heute in einer Werkstatt.
Diese Menschen haben häufig einen 6. Sinn und eine besondere Beziehung zu Tieren.
Diese Menschen spüren oft Dinge, ohne dass sie ausgesprochen werden.
Meine Schwester wusste nichts davon, dasss wir seit Monaten versuchten, die richtige Entscheidung zu treffen, dass wir uns mehr als einmal fragten, WAS das Richtige ist.
Und sie wusste auch nicht, das am Geburtstag unserer Mama längst die Entscheidung gefallen war und der Termin stand.
Mama erzählte mir, dass meine Schwester eines Abends total von der Rolle war, wütete, weinte und sich so gar nicht beruhigte. Das war etwa 3 Tage nach dem Geburtstag.
In Ihrer Verzweiflung schrie meine Schwester meine Mama an (sinngemäß): "Warum muss Kira sich weiter quälen? Sie hat furchtbare Schmerzen und leidet! L. kann doch nicht ernsthaft wollen, dass Kira leidet! Warum erlösen sie sie nicht endlich?!"
Als Mama mir das erzählte, war ich geschockt. Hätten wir doch von der Entscheidung erzählen sollen?
Nein! Das hätte es nicht besser gemacht. Mama hat ihr selbstverständlich erklärt, dass wir das alles wußten und uns sehr lange damit beschäftigen mussten. Wir haben Kira lediglich diesen Tag ermöglichen wollen.

Damit war sie versöhnt. Ich habe selbst dann auch nochmal mit ihr gesprochen.